Sonntag, 24. Juli 2016

Grenoble - Festung und Musée des troupes de montagne

Was ist der Vorteil, wenn man Kinder hat, die studieren?
Man hat einen triftigen Grund sie während Ihres Auslandsaufenthalts mal einfach zu besuchen.
Zumal der Studienort noch ohne weiteres mit dem Auto erreichbar war.
So zog es mich und meine Frau nach Grenoble.
Was wusste ich vorher von der Stadt?
Ehrlich gesagt nicht allzuviel. Da waren irgendwann mal in den 60er Jahren olympische Winterspiele. Außerdem war mir bekannt, dass Grenoble die größte Stadt der Alpen ist.
Na und als Fan von Napoleon – Vive L’Empereur – hatte ich auch die Szene des Bondartschuk Filmes Waterloo im Kopf, wo Napoleon triumphal auf einem Balkon in Grenoble von einer frenetischen Menge gefeiert wird.
Tolle Menschen, die Menschen in Grenoble.
Das sollte sich dann später auch bestätigen.
Denn immerhin lernten wir noch die Gastfamilie unserer Tochter kennen, wirklich phantastische, freundliche und liebenswerte Menschen, bei denen wir noch zudem einen unvergesslichen Abend verbrachten.
Na mehr wusste ich nicht.
Umso besser, als dann das Hotel, das ich buchte, schon einmal Residhome Caserne de Bonne hieß.
In einer französischen Kaserne hatte ich auch noch nie übernachtet. Also lassen wir uns mal überraschen, dachte ich mir.


Das Hotel stellte sich dann als Appartementhotel in ziemlich zentraler Lage dar, von dem aus wir ohne Probleme alle Sehenswürdigkeiten der Stadt erreichen konnten.



Schon bei der Einfahrt in die Stadt fielen mir die Reste der Festung von Grenoble auf.
”Guck mal”, rief ich aus und schaute meine Frau dabei ganz glücklich an.
Ich will gar nicht wissen, was sie in dem Moment dachte.

Aber was soll ich Euch sagen. Natürlich stand die Festung auch auf der Sightseeing Liste von Vanessa, die ja jetzt schon ein paar Monate in der Stadt war.
Na und wenn es eine Location gibt, die wirklich ideal touristisches Vergnügen UND historischen Exkurs zu verknüpfen weiß, dann ist es die Festung in Grenoble.
Das Schöne … man kann sogar mit einer Gondelbahn den Berg hinauffahren und sich dann alles von oben betrachten.

Das Schlechte … wir standen in der Schlange. Vor uns fuhr noch eine Gondel ab. Dann passierte nichts mehr. Nach 15 Minuten kam jemand und meinte, es täte ihm Leid, aber die Gondel müsse überprüft werden und fahre dann jetzt auch nicht mehr.
Oh Mann … es war so verdammt heiß an diesem Tag. Also hoch zur Festung. Na und das war schon ein Stück.





In Serpentinen geht es nach oben. Na und man wird auf jeden Fall mit einer phantastischen Aussicht belohnt.
Das Gemäuer, an dem man dann vorbeikommt, ist schon sehr beeindruckend. Die Höhenfestung schmiegt sich natürlich perfekt in den Berg ein. Natürliche Gegebenheiten waren von den Festungserbauern ideal berücksichtigt worden.




Vier Namen sind mit der Festung in Grenoble auf das engste verbunden: Lesdiguières, Vauban, Haxo und Séré de Rivières.
Vier französische Generäle aus unterschiedlichen Epochen.
Der erste hatte als Führer der Hugenotten in der Dauphine Grenoble im Jahr 1590 erobert. Ein Jahr später, jetzt als Gouverneur der Stadt ließ er auf dem Plateau oberhalb von Grenoble eine Festung mit Turm, Bastionen und einer Mannschaftsunterkunft anlegen.
Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch die alte römische Stadtmauer abgerissen und durch eine moderne Verteidigungsanlage ersetzt.




1692 kam dann Vauban auf einer seiner Inspektionsreisen nach Grenoble und berichtete an Ludwig XIV., dass nach seiner Meinung die Befestigungen in Grenoble zu schwach seien. Dennoch … Viel passierte nicht. Es gab an dieser Stelle nur kleine Verbesserungen. Wichtig war allerdings die Errichtung von zwei Pulvermagazinen.
Grenoble rückte im 18. Jahrhundert dann wirklich an den Rand des Geschehens.
Erst nach den napoleonischen Kriegen wurde die Stadt wieder wichtiger, weil das benachbarte Königreich von Savoyen in Gegnerschaft zu Frankreich stand.
Ludwig XVIII. beauftragte General Haxo mit dem Ausbau der Festung. Mauern wurden verstärkt, neue Bastionen und Kasematten gebaut. Ebenso wurde die ehemalige Bastion aus Lesdiguières Zeiten abgerissen und durch eine moderne Anlage ersetzt. Drei Stockwerke hoch, mit Kasematten, sieht das Fort auch heute noch sehr beeindruckend aus.
Die gegenüberliegende Mannschaftsunterkunft beherbergt heute das wirklich geniale Restaurant.



Unterhalb des heutigen Restaurants wurde dann auch ein neues Pulvermagazin gebaut.
Ebenfalls auf einem tiefer gelegenen Geländeabschnitt befindet sich die Zitadelle Rabot aus dem 15. Jahrhundert, die in die Neuanlage der Festung mit neuen Gebäuden einbezogen wurde.
Hier wurde eine größere Kaserne gebaut und ebenfalls ein Pulverlager.
Man muss in Erinnerung behalten, dass ein potentieller Angriff auf die Befestigung bergseitig erwartet wurde, somit Kasernen und Pulverlager zwar näher zur Stadt, aber weiter von einer möglichen Front entfernt lagen.
Die Festung erhielt nach dem für die Franzosen verlorenen gegangenen Deutsch-Französischen Krieg noch vorgelagerte Forts und wurde somit Teil des Système Séré de Rivières.
Der General Séré de Rivières hatte den Auftrag die französische Ostgrenze entsprechend zu befestigen, neue Festungen zu bauen und bestehende zu verbessern.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war die Festung in Grenoble aber auch schon überholt. Stahlbeton war nun state of the art.
Da es aber zu keinem Angriff auf Grenoble kam, war das im Grunde egal.
Außer das bis 1940 eine Besatzung der französischen Armee hier stationiert war, spielte die Festung im Zweiten Weltkrieg keine Rolle mehr.
Soweit ein kurzer Abriss der Festungsgeschichte.
Der französische Literat Stendahl hat etwas sehr treffendes gesagt:
”« Je n'ai pas la force de décrire la vue admirable et changeant tous les cent pas, que l'on a depuis la Bastille… »


Genauso ist es auch uns ergangen. Der Eindruck von Grenoble und der Festung ist wirklich schwer zu beschreiben. Der Blickwinkel ändert sich dauernd. Die Fernsicht ist atemberaubend und geht bis zum Mont Blanc.

Die Bergketten der Chartreuse, das Vercorsgebirge und die Chaine de Belledonne, die westlichen Ausläufer der französischen Alpen, umringen die Stadt, die tief unten im Isère Tal liegt.



Fantastisch.





Na und für einen historisch interessierten Menschen wie mich gibt es dann noch oben in der Festung das Musée des troupes de montagne, also das Museum der französischen Gebirgsjäger.

Frau und Tochter nahmen derweil schon einmal auf der wunderbaren Aussichtsterrasse mit Cafe Platz und ich stürmte das Museum.


Ein Besuch lohnt sich wirklich. Schön multimedial aufgearbeitet, gibt es einen Abriss über die Geschichte der Gebirgsjäger bzw. über die Geschichte des Krieges im Gebirge.
Der englischsprachige Audioguide war sehr gut und informativ.
Auf einer Multimedialeinwand sieht man zunächst einmal die berühmten Alpenbezwinger.
Vive L’Empereur.


Nach einer kurzen Erklärung der Region geht es zunächst vorbei an Waffen und Kopfbedeckungen der französischen und der italienischen Gebirgstruppen.





Figurinen zeigen den Transport von Kanonen mittels Mulis über die Hochgebirgskämme.




Im nächsten Raum wird die Ausrüstung der Gebirgstruppen des Ersten Weltkriegs derjenigen der modernen Gebirgsjägern gegenüber gestellt. In einem Film erklären ein fiktiver Soldat der Vergangenheit, und daneben ein fiktiver Soldat der Gegenwart,  alles Wissenswerte.




Eine Gebirgsstellung ist in einem weiteren Raum nachgebaut und beschäftigt sich mit dem alpinen Krieg im Ersten Weltkrieg.





Der nächste Raum widmet sich dem Anfang des Zweiten Weltkriegs: Stellung im Hochgebirge, aber auch Einsatz von Gebirgsjägern in Norwegen im Kampfraum Narvik.



Im Anschluss thematisiert das Museum den Kampf vieler ehemaliger Angehöriger der Gebirgstruppen in der französischen Resistance. Dazu sei erwähnt, dass das Vercorsgebirge ein Zentrum des französischen Widerstandes war. 1944 wurde hier sogar die République Libre du Vercors ausgerufen, die allerdings von der Wehrmacht durch eine kombinierte Luftlande-, Bodenaktion zerschlagen wurde. Im Laufe dieser Aktion kam es leider zu massiven Kriegsverbrechen.
(In Grenoble gibt es übrigens auch ein Museum zur Resistance. Leider konnte ich dieses aber nicht mehr besuchen).



Die nächsten Räume befassen sich dann mit den modernen Gebirgstruppen.













Zum Abschluss finden sich dann nochmals Tafeln und Ausstellungstücke von ehemaligen Kämpfern der FFI (Forces françaises de l’intérieur ) aus dem Zweiten Weltkrieg.



Ich habe mir ja am Ende echt überlegt dieses wunderschöne Barrett der französischen Gebirgsjäger zu kaufen.





Aber wann trage ich es.
Dennoch. Snief.
Irgendwie ärgere ich mich schon, dass ich es nicht gekauft habe.
Eh; und was kann jetzt noch genialer sein:
Du gehst aus dem Museum raus, begibst Dich ins Cafe, setzt Dich in einen bequemen Stuhl mitten in die Sonne und genießt diesen herrlichen Ausblick.






Die Festung und Grenoble ist definitiv eine Reise wert. Wäre ich nicht – erwiesenermaßen !!! – zu blöd zum Skifahren, würde ich da mal gerne im Winter hin.
Na und als Reisetipp: Nehmt unbedingt noch das in 100 km Entfernung liegende Lyon mit und ihr habt einen wunderbaren Ausflug in zwei tolle Städte Frankreichs.

There are so many advantages, if you have children. For example: You can visit them in foreign countries during their studies of  foreign languages. What do you want more?
So it was up to me to drive with my wife to Grenoble.
What did I know about that city?
Not very much. Sometimes in the sixties there were wintergames in the region. Than I knew, Grenoble is the biggest city in the complete Alp region. Bigger than Innsbruck in Austria.
Sure; as a fan of Napoleon – VIVE L’EMPEREUR – I had the great filmscene of Bondartschuk in my mind, where Napoleon is greeting the cheering masses here in Grenoble.
Great folk in Grenoble. In former times real fans of Napoleon and today also very nice people.
VIVE L’EMPEREUR
Our hotel was the former Caserne de Bonne, meanwhile an appartmenthotel. Great holidays for me.
A hotel in a historical place.
From the hotel, we could reach all sightseeing points on foot. Only 20 minutes in the inner city.
My daughter had planned a really great programm especially for her dad. Yes; really a good daughter.
Highlight was the visit of Grenobles fortress.  Normally you can reach it with a funicular. But there was a problem with the cabins, and so we have to walk up the hill.
Oh my god.
It was so hot. So hot. And than that steep hill.
Four names are linked with the fortress: : Lesdiguières, Vauban, Haxo und Séré de Rivières.
The first one, conquerer of the city for the french king, built the first part of the fortress in 1590.
In 1692 the fortress was expanded from Vauban. Now, two big powder magazines were built.
In the time of Ludwig XVIII., General Haxo modernised the fortress with new bastions, walls and casemattes.
After the Franco-Prussian war Grenoble was part of the Système Séré de Rivières, a fortress belt at the eastern border of France against Germany.
But there was no fighting in Grenoble during Word War I. Luckily for Grenoble. At that moment the fortress was outdated.
After the war, until 1940, there were soldiers stationed in the fortress and still today part of the fortress is property of the french army.
So far the history of the fortress.
The french poet Stendhal described the fortress: ”« Je n'ai pas la force de décrire la vue admirable et changeant tous les cent pas, que l'on a depuis la Bastille… »
Yes, that is so correct. You cannot describe the views, when you walk up the hill. Every hundred meters the view changes and you see another perfect picture.
Up on a hill ... the fortress. Down in the valley ... the city with the river Isère. Surrounded from the mountain chains of la Chartreuse, Vercors and Chaine de Belledonne. You can see from the top of the fortress the Mont Blanc. Awesome.
In the fortress you can find the Musée des troupes de montagne, the museum of the french mountaineers.
My wife and my daughter took a seat in the cafe with a sensationell outlook, and I was walking through the exhibition with an english audioguide on my ears.
Really great museum.
Information about mountain warfare, the First World War, Narvik, the Resistance during World War II. and about the modern army (The Vercor hills were a centre of french resistance. There were bitter fightings in 1944 in the region. In the city of Grenoble you will also find a Resistance museum. Unfortunately there was no time to visit it.).
I really recommend the visit in Grenoble. The city is really cool. The fortress is great.
And, don’t forget to visit Lyon. The city is only 120 km away.
Two fantastic french cities are waiting for you.


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